Permits ergattert am Vortag um ca. 15:00 Uhr in der Paria Contact Station.
Mittlerweile (Stand 2020) versuchen mehr als 2.000 Leute über die Online-Lotterie und eine weitere große Anzahl Leute bei der Vor-Ort Lotterie in Kanab an die insgesamt 20 Permits zu kommen.
In den von mir besuchten Websites und Foren fiel mir immer wieder ein Name auf: The Wave.
Alle waren erpicht darauf dorthin zu kommen und der dort war aeusserte sich begeistert. Als ich Bilder sah, wusste ich, auch wir wuerden uns einreihen in die “Wave-Verrueckten”.
Gute Webmaster weigerten sich - zu Recht - Wegbeschreibungen ins Netz zu stellen und das erhoehte den Reiz.
Dazu kam, dass man das Gebiet der Wave nur mit einem Permit (Genehmigung) des BLM betreten darf, taeglich werden 10 Permits uebers Internet und 10 weitere direkt an der Ranger Station versteigert.
Das Versteigerungssystem wird anschaulich auf diversen Websites (z.B. bei Volker oder Carsten) beschrieben, so dass ich hier darauf verzichte. Wer sich auf der Site des BLM umsehen moechte, kann das hier tun.
Wie gestern berichtet, gehoerten wir zu den Gluecklichen, die an der Rangerstation Permits ergatterten. Uns kam wohl zu Gute, dass es am Samstag eher nach Regen aussah. Wir trafen spaeter deutsche Camper, die uns erzaehlten, dass sie heute versucht haetten an Permits zu kommen und es waren an die 30 Leute da um an der Versteigerung teilzunehmen.
Das Vermilion Cliffs National Monument umfasst mit 293.000 acres eines der schoensten und seltensten bis zu 3.000 Fuss hohe Sandsteinerhebungen, den ueber 38 Meilen langen, 2.500 Fuss tiefen Slot Canyon, der bekannt ist als Paria River Canyon und das Paria Plateau, in dem sich die bekannte Wave befindet. Wir haben zwischenzeitlich gelernt, dass ein “National Monument” kein nationales Denkmal aus Holz oder Stein ist, sonders dass damit auch ein Naturgebiet bezeichnet wird.
Die beste Zeit dieses Gebiet zu besuchen ist April/Mai und dann wieder im Herbst.
Die Temperaturen stiegen am Tag unserer Wave-Wanderung bis ueber 30 Grad und wenn man nicht gerade jeden Tag ein Fitness-Studio besucht, ist es doch anstrengend. Auch sollte man sich staendig nach den Wettervorhersagen erkundigen, ein Wetterumschwung mit Regen macht viele Wege unpassierbar und in den Slot Canyons drohen Ueberschwemmungen, die lebensbedrohlich werden koennen.
Nach dem Fruehstueck im Best Western machten wir uns auf den Weg zur Ranger Station auf dem HWY 89. Dort wollten wir um Hilfe wegen unserem digitalen Kompass fragen. Dieses ausgefuchste Teil, dass ausser Kaffeekochen alles kann, wollte uns die Himmelsrichtungen einfach nicht anzeigen. Wir hattes es in San Luis Obispo gekauft, mit Hilfe von John und Bob kalibriert und trotzdem zeigte es staendig Suedost an, egal in welche Richtung wir es drehten. Der Ranger wusste auch nichts damit anzufangen, er hatte nur einen ganz normlen Kompass, aber er drehte und spielte damit herum und ploetzlich stimmten die Himmelsrichtungen. Keiner weiss warum, aber es funzte. So ganz ohne Kompass wollten wir uns nicht auf den Weg machen, trotz der ausfuehrlichen Beschreibungen und Fotos. Und es sollte sich herausstellen, dass wer richtig lesen kann, echt im Vorteil ist.
Wir fuhren weiter Richtung Kanab und bogen zwischen Milemarker 25 und 26 links bzw. westlich auf die House Rock Valley Road ab. Diese Strasse ist bei Regen nicht befahrbar und auch nicht unbedingt fuer Motorhomes und Trailer geeignet. Wir hatten Glueck, dass es einige Tage zuvor geregnet hatte, der rote Sand war dadurch festgedrueckt und es waren kaum Fahrzeuge durchgefahren, so dass sich keine tiefen Spurrillen gebildet hatten. Es staubte schon gewaltig und Goldie sah zum ersten Mal nicht mehr gold sondern rot aus.
Nach langen 8,5 Miles, in denen uns lediglich zwei Autos entgegen kamen, erreichten wir den Wire Pass Trailhead Parkplatz, auf dem bereits vier Autos parkten. Nachdem wir das ausgesprochen saubere WC-Haeuschen besucht, unsere Hikingschuhe angezogen, Rucksack mit Wasser und Verpflegung umgeschnallt hatten, machten wir uns auf den beschriebenen Weg. Im Auto blieb die eine Haelfte des Permits, die andere musste am Rucksack sichtbar befestigt werden.
Natuerlich wurden gleich Fotos geschossen, anhand der Bilder wollten wir wieder zurueck finden. Das war aber nicht wirklich noetig, der Rueckweg war easy, ausserdem war die Speicherkarte laengst voll und auf der getauschten waren ganz andere Bilder.
Es gab auf den Unterlagen insgesamt 6 Viewpoint, anhand denen man sich orientieren sollte/konnte. Ausserdem hatten findige Menschen am Beginn des Weges kleine Steintuermchen aufgebaut, an denen man sich orientieren konnte. Aber irgend wann kam nur mehr Sand....
Bis Punkt drei lief alles planmaessig. Ab da wurde es dann abenteuerlich, nicht aber weil die Beschreibung nicht gut war, sonders weil es Leute (MICH!) gibt, die nicht richtig lesen koennen. Und da es sooo viele rote Steine, twin buttes und washes gibt, sind wir in die falsche Richtung marschiert. Irgendwie sind wir anstelle geradeaus nach rechts gewandert. Die Fotomotive wurden immer schoener, die Sonne allerdings stieg immer hoeher und unsere Kondition wurde immer weniger. Schon ziemlich erschoepft und genervt kamen wir in ein Tal, welches den Fotos aus den diversen Websites sehr aehnlich kam. Wir sahen pastellfarbene Wellen und fragile Steinformationen. Vorsichtig kletterten wir die Steilwaende hoch, in Erwartung, oben die echte Wave zu sehen. Aber wir wurden enttaeuscht, wir sahen nur in ein weiteres Tal. Dieter wurde nun ziemlich unzufrieden mit meiner Navigation, aber ich war immer noch fest davon ueberzeugt, auf dem rechten Weg zu sein. Schliesslich kletterten wir wieder ins Tal, als wir in der Ferne Stimmen hoerten. Wir machten uns auf, diese Stimmen zu finden und trafen den Ranger mit drei anderen Personen. Etwas beschaemt fragten wir ihn nach dem Weg zur Wave und er zeigte mit seinem Finger auf eine Felswand, die sehr weit entfernt schien, die wir aber zuvor immer im Blickfeld hatten. Wir sollten nur einfach drauf losgehen.... und im Wash das Skelett anschauen. Das Skelett?? Sollte da vielleicht ein Wanderer liegen, der es nicht mehr zur Wave geschafft hatte?
Wir verabschiedeten uns und machten uns mit frischem Mut auf den Weg. Und siehe da, schliesslich waren wir erfolgreich. Nachdem wir das Skelett gefunden, einen Sandhuegel hochgekrochen (ein Schritt vor, zwei zurueck) waren, standen wir am Eingang zur Wave.
Wir trauten unseren Augen nicht, denn selbst die professionellsten Bilder konnten die Schoenheit und Einzigartigkeit dieses mystischen Platzes nicht wiedergeben. Die vergangenen fuenf anstrengenden Stunden waren vergessen. “Schau da, schau hier”, gegenseitig wiesen wir aus auf neu entdeckte Formationen und Farben hin und die Kamera war im Grosseinsatz. Wir trafen ein junges Paar aus einem osteuropaeischen Land, dass es sich in einem der Seitencanyons bequem gemacht hatte. Sie haben uns eingeladen, “ihren” Canyon zu begehen und boten sich an, Bilder von uns zu machen. Weiter oben lagen sechs Wave-Besteiger in der Sonne und wir suchten uns darunter einen Platz fuer unser Picknick.
Dass man alles, was man mitgebracht hat, auch wieder mitnimmt, sollte eigentlich nicht erwaehnt werden. Ich tue es trotzdem, denn offensichtlich kann man das nicht oft genug sagen. Bis auf gelegentlich leises Lachen der Leute ueber uns war es still und wir genossen diesen Frieden.
Später machten wir uns auf zur Second Wave, die nicht minder schoen ist. Es hatte sich durch den Regen der vergangenen Tage ein See gebildet, in dem sich die Felsen widerspiegelten. Vorsichtig setzten wir unsere Schritte um nur nichts zu zerstoeren.
Mittlerweile war auch die zweite Speicherkarte fast voll und wir machten uns auf den Rueckweg. Nach 1 1/2 Stunden erreichten wir den Parkplatz am Wire Pass Trailhead.
Ihr koennt Euch also vorstellen, wo wir ueberall herumgeirrt sind auf dem Weg zur Wave. Aber wir haben keinen Schritt bereut!
Der Parkplatz war nun recht belegt, denn man kann von hier aus auch ohne Permits einige Trails in den Paria River Canyon gehen. Zum Beispiel zum Buckskin Gulch, den wir beim naechsten Besuch sehen wollen. Ueberall in dem Gebiet soll man sich am Beginn der Trailheads registrieren, man weiss ja nie...
Nachdem wir die 8,5 Miles zurueck zum HYW 89 geschafft hatten, entschlossen wir uns, die 5 Meilen weiter in Richtung Kanab zum Paria Movie Set zu fahren. Neben dem Historical Marker geht rechts ein unbefestigter Weg, genannt Paria River Road nach Nordosten. Nach weiteren 5 Meilen sieht man die neu errichteten Gebaeude (die alten wurden 1999 durch eine Flash flood zerstoert), einen Parkplatz und Picknickplaetze unten im Tal liegen. Auch diese Stecke ist bei Naesse unpassierbar. Unten angekommen trafen wir die bereits erwaehnte deutsche Familie mit ihren zwei Kindern und dem Motorhome. Wir bewunderten ihren Mut, diese Strecke mit dem Klotz zu befahren, es stellte sich aber heraus, dass sie erfahrene Suedwest-Besucher waren. Sie waren am Samstag vom Bryce Canyon gestartet, allerdings wagten sie sich nicht ueber die Cottonwood Road, die wir zumindest bis zum Grosvenor Arch als unbedenklich erfahren hatten. Am Bryce Canyon lagen zu diesem Zeitpunkt 40 cm Schnee und es war dort lausig kalt. Hier in der Page Area dagegen war bereits Sommer.
Nach dem obligatorischen Prozedere: Safeway, essen, Bierchen trinken, Fotos speichern (es waren an die 200!!) sowie anschauen, Weather channel gucken, fielen wir muede aber gluecklich in unsere Betten.