09. April 2005
Als wir Samstag Morgen aus dem Fenster blickten, erkannten wir, dass es kein so besonders schoener Tag werden wuerde. Nach dem Fruehstueck machten wir uns trotzdem in Richtung Horseshoe Bend auf, eine super Beschreibung, wie wir dort hinkommen, hatten wir ja.
Wir liessen Goldie am Parkplatz in Gesellschaft von zwei anderen Fahrzeugen zurueck und machten uns auf den Weg.
PS: mittlerweile (2019) wurde ein riesiger Parkplatz gebaut und man muss 10 $ fürs Parken bezahlen.....)
Der Weg zum Bend ist ungefaehr eine dreivierel Meile lang, durch den roten Sand aber ein wenig ungewohnt. Der Rueckweg ist ein wenig anstrengender, weil man den Huegel hoch moeglicherweise einen Schritt vor und zwei zurueck rutscht. Windjacken und lange Hosen waren eine gute Bekleidung, denn es wehte ein kalter Wind und es war abzusehen, wann es zu regnen anfangen wuerde.
Wir erreichten die Abbruckkante und schauten vorsichtig in die Tiefe. Es gibt keine Zaeune am Rim und deshalb sollte man sich sehr vorsichtig den Klippen naehern. Und dann ging das Fotografieren los. Trotz des relativ schlechten Wetters sind die Bilder ganz gut geworden, allerdings habe ich mich nicht weit genug an den Rand des Canyons getraut, hinunter kugeln wollte ich dann doch nicht.
Die Gesteinformationen sind sehenswert, aber irgendwie traut man sich nicht fest aufzutreten um nur nichts zu beschaedigen. Die meisten Steine am Horseshoe Bend sind Navajo Sandstein, eine schoene aber weiche Art von Gestein, welche leicht brechen und kruemeln kann.
Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und wir zogen unsere Kapuzen ueber. Es kamen doch tatsaechlich noch Leute in Richtung Canyon. Wie wir feststellten, waren es Franzosen. Waehrend unserer dreiwoechigen Rundreise haben wir so viele Franzosen getroffen, dass wir vermuteten, dass die halbe Republik in USA weilte.
Es regnete nun doch recht heftig und so machten wir uns auf den Weg zurueck zu Goldie, ueber rutschige Felsplatten und tiefen roten Sand. Es war ein tolles Erlebnis, dass keiner missen sollte, der Page besucht. Vor allem, weil man dieses Spektakel relativ leicht erreicht und es auch nichts kostet. Don`t miss it!!
1776 kamen die ersten Weissen an den Colorado, es waren spanische Padres. 1869 machte der einarmige Buergerkriegsveteran Major John Wesley Powell seine erste Expedition an den Green und den Colorado River. Er startete am 24. Mai mit neun Mann und vier Booten. Am 30. August erreichte er mit fuenf Leuten seiner Mannschaft die Muendung des Vergin Rivers. Der Grand Canyon war besiegt! 1871 unternahm er eine zweite Expedition, die als eine der best dokumentierten Unternehmungen des Westens gilt.
1923 fand die erste “birdeye Expedition” durch den Grand Canyon statt.
Zwischen 1946 und 1948 fanden Untersuchungen fuer den Bau des Glen Canyon Dam statt, 1956 wurde das Colorade Staudamm-Projekt durch den Kongress beschlossen und am 15. Oktober 1956 erfolgte die
erste Sprengung via Fernzuendung durch Praesident Dwight D, Eisenhower. Das Gelaende entsprach mehreren Kriterien: es konnten in dem durch die Natur geformeten Basin immense
Mengen Wasser aufgenommen werden, die Canyonwaende waren stabil und hart genug um den hohen Damm zu unterstuetzen, Steine und Sand waren reichlich verfuegbar am nahen Wahweap Creek. Durch
ein Agreement zwischen der Regierung und dem Navajo Stamm gelangten mehr als 17 Quadratmeilen im Tausch gegen Land im Suedosten Utahs in den Besitz des Bureau of
Reclamation. Die Mesa, auf der die Stadt Page steht gehoerte der Manson Yazzie Familie und traegt nun den Namen Manson Mesa. 1957 wurde Page als Camp fuer die Bauarbeiten am Glen Canyon
Dam gegruendet.
Heute hat die Stadt ungefaehr 7.000 Einwohner. Der Namensgeber, John C. Page, hat weder den Damm noch die Stadt, die nach ihm benannt wurde, gesehen, er starb 1955.
Die Glen Canyon Bruecke wurde in Californien gebaut und dann wieder auseinander genommen. Danach wurde die Haelfte der Bruecke auf je eine Seite des Canyons transportiert. 1959 war sie
fertiggestellt, durfte aber nur von den LKW`s, welche die Baustelle mit Material fuer den Damm belieferten, befahren werden. Die naechsten drei Jahre wurde Tag und Nacht gebaut. Von 1963 bis 1966
wurden die Turbinen und Generatoren installiert. 17 Bauarbeiter haben in diesen 10 Jahren ihr Leben verloren. Das Leben am Damm war nicht immer friedlich: die Arbeiter streikten im Sommer 1959
sechs Monate lang fuer hoehere Loehne. Der Streit endete am Heiligen Abend - ein glueckliches Weihnachten fuer die Menschen in Page. Am 02. Januar 1960 wurde die Arbeit wieder aufgenommen,
nachdem ein neuer Vertrag unterschrieben war. Der Arbeitsstopp mache rund um die Uhr Schichten notwendig um das Projekt rechtzeitig fertig zu stellen.
Am 22. September 1966 eroeffnete Ladybird Johnson den Glen Canyon Dam und es sollte weitere 17 Jahre dauern, bis der Damm komplett gefuellt war. In den letzen Jahren ist der Wasserspiegel allerdings dramatisch gesunken.
1976 entstand auf dem Gebiet des Navajo Reservats die Navajo Generation Station, die hunderten von Bewohnern von Page und auch aus dem Navajo Reservat Arbeit bietet.
All diese Informationen und noch viel mehr bekommt man im Carl Hayden Visitor Center, wo man allerdings nach wie vor schwer kontrolliert wird.
Nachdem der Regen nachgelassen hatte machten wir uns auf den HWY 89 Richtung Norden. Wir ueberquerten die Glen Canyon Bridge, kamen nach ca. 2 Meilen rechts an ein Schild, welches einen Scenic Overlook versprach. Eine Gravel-Road fuehrte uns nach einer halben Meile zu einem Parkplatz. Diese Strasse ist nach Sonnenuntergang gesperrt - so stand es zumindest auf dem Schild - aber wir sind mehrere Male bei Dunkelheit daran vorbei gefahren und sie war immer auf.
Man kann dort oben weder wandern und es ist auch ein Platz um ein Picknick zu machen, aber der Blick ist gigantisch. Oben angekommen waren wir das einzige Fahrzeug und es fing wieder an zu regnen. Wir wollten schon umdrehen und zurueck nach Page fahren, als ploetzlich 15 bis 20 Fahrzeuge auftauchten, aus denen dick vermummte Menschen ausstiegen, die ihre Kamera-
ausruestung am Rande des Rims positierten. Und wenn ich Ausruestung sage, dann meine ich Ausruestung, da standen tausende von Dollars am Rim. Sie rannten von links nach rechts und von rechts nach links, unterhielten sich kurz, um das Stativ dann wieder an einer anderen Stelle zu postieren. Irgendwie konnten wir der Szenerie in der Ferne bei Regen nicht wirklich etwas abgewinnen, aber die Leute zu beobachten war einfach lustig und spannend.
Nach einer halben Stunde haben wir uns dann doch auf den Weg zurueck nach Page gemacht.
Nach einem Stop im Safeway haben wir uns auf unser schoenes Zimmer im BW zurueckgezogen und die Bilder des Tages angeschaut.